Kurz und knapp: Was ist Employee Experience?
Unter dem Begriff der Employee Experience (kurz: EX; deutsch: Mitarbeitererfahrung) werden alle Erfahrungen zusammengefasst, die Mitarbeiter in einer Organisation (z. B. Unternehmen, Behörde) machen.
Je besser die Erfahrungen der Mitarbeiter mit der Organisation ausfallen, desto länger bleiben sie der Organisation erhalten und desto stärker ist das Employee Engagement (deutsch: Mitarbeitermotivation).
Bei einer positiven Employee Experience sind die Mitarbeitenden mit der Organisation zufrieden, und die Organsation profitiert von besseren Mitarbeiterleistungen.
Definition und Bedeutung von Employee Experience
Die Employee Experience beschreibt die Erfahrungen von Mitarbeitern (engl. Employees) in Organisationen. Zu den Erfahrungen gehören sämtliche Erlebnisse, Interaktionen und Emotionen während des Angestelltenverhältnisses. In einer breiteren Definition gehören auch die Erfahrungen von Bewerbern auf eine Stelle der Employee Experience an.
Organisationen mit Mitarbeitern können auf die Employee Experience Einfluss nehmen. Unter den verschiedenen Organisationen machen Unternehmen den grössten Anteil aus. Die gezielte Analyse, Auswertung und Optimierung der Mitarbeitererfahrung bezeichnet man als Employee Experience Management. Das Ziel dieser Art von Management ist eine positive Employee Experience.
Heutzutage sind sich moderne Unternehmen der Bedeutung der Employee Experience mit Blick auf Zufriedenheit, Motivation und Bindung der Mitarbeiter bewusst. Sie identifizieren und nutzen die Treiber der EX gezielt, um dadurch Vorteile für das Unternehmen zu generieren.
Steigende Bedeutung der EX durch Wertewandel in der Arbeitswelt
Wie Volker Nürnberg in seinem Fachbuch Employee Experience: Erfolgreich agile und integrierte Lösungen für Mitarbeitende gestalten (2023) schreibt, wird die EX massgeblich durch den Wertewandel in der Arbeitswelt beeinflusst. Sie steigt zudem stetig in ihrer Bedeutung. Auch wir beobachten diese Entwicklung in unserem Berufsalltag, wenn wir Unternehmen im Bezug auf Employee-Experience-Plattformen beraten.
Unternehmen sehen sich vor allem durch die neuen Generationen der Mitarbeiter – zum einen die Millennials und zum anderen die Generation Z – im Vergleich zu den Beschäftigungsverhältnissen des vergangenen Jahrhundert nun den deutlich veränderten Ansprüchen der Belegschaft gegenüber. Mittlerweile ist das Gehalt bei weitem nicht der einzige Faktor für die Mitarbeiterzufriedenheit.
Mitarbeiter der jüngeren Generationen zeigen verstärkt den Willen, sich im Unternehmen einzubringen und sich persönlich weiterzuentwickeln. So rücken teilweise sogar philosophische Aspekte wie die Selbstverwirklichung in den Vordergrund. Die Arbeitsabläufe und -methoden wirken sich ebenfalls auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus.
Aspekte im Employee Experience Management
Die Anforderungen der neuen Mitarbeitergenerationen beeinflussen das Employee Experience Management. Damit Unternehmen die angestrebte positive Employee Experience gewährleisten können, müssen die Anforderungen der Mitarbeiter bestmöglich abgedeckt werden.
Insbesondere die folgenden Aspekte haben eine Auswirkung auf die Employee Experience und sind daher integraler Bestandteil des Employee Experience Managements:
- Faire Kommunikation auf Augenhöhe
- Positive Arbeitsumgebung
- Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten
- Flexible Arbeitszeiten
- Mentale und physische Gesundheit
- Abwechslungsreiche und agile Arbeitsmethoden
- Digitalisierte Arbeitsabläufe
- Faire Bezahlung
- Wertschätzung
Je nach Mitarbeiter unterscheidet sich die Gewichtung dieser Aspekte. Denn einige Mitarbeiter legen mehr Wert auf Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten, während anderen die positive Arbeitsumgebung wichtiger ist. Unternehmen sind dazu aufgerufen, die Aspekte, in denen eine Optimierung der Employee Experience möglich ist, zu berücksichtigen und durch das Employee Experience Management so zu steuern, dass möglichst jeder Mitarbeiter individuell zufriedengestellt wird.
Jedem Mitarbeiter eine vollumfassend positive Employee Experience zu bieten, ist nicht möglich. Doch vor allem die High Potentials und wichtige Fachkräfte sollten im Rahmen des Employee Experience Managements umfassend betreut werden. So wird zumindest die Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit des wichtigsten Personals gestärkt.
Positive Employee Exprience gewährleisten: Anpassung der Unternehmenskultur erforderlich
Unternehmen müssen sich für ein gelungenes Employee Experience Management sowohl technologisch als auch kulturell weiterentwickeln. Zur technologischen Weiterentwicklung gehört insbesondere die Bereitstellung digitaler Tools, die den Mitarbeitern vielfältige Funktionen zur betriebsinternen Kommunikation, Steigerung der Produktivität und persönlichen Weiterentwicklung bieten.
Die Millennials, die mit der Digitalisierung gross geworden sind, finden sich an einem digitalen Arbeitsplatz in der Regel gut zurecht. Die speziell für die Bedürfnisse von Unternehmen entwickelten Employee-Experience-Plattformen unterstützen bei der Digitalisierung des Arbeitsplatzes. Die Employee-Experience-Plattformen bieten unter anderem folgende Funktionen:
- Effizienter digitaler Austausch mit anderen Mitarbeitern und Zugang zu neuen Kontakten
- Unterstützung bei der Analyse der eigenen Leistungen
- Förderung der Produktivität
- Unterstützung bei der individuellen Zielsetzung sowie -erreichung
- Bereitstellung von Weiterbildungs- und Lernangeboten (z. B. E-Learning, digitale Vorträge)
- Digitalisierte Arbeitsprozesse, zum Beispiel durch Collaboration Tools
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Die Digitalisierung allein gewährleistet keine ganzheitlich positive Employee Experience. Abgesehen von der Bereitstellung EX-fördernder Tools ist im Employee Experience Management ein gewisser kultureller Wandel innerhalb einer Organisation unabdingbar.
Unternehmen tun gut daran, die Mitarbeiter als wichtigste Ressourcen zu begreifen und entsprechend zu behandeln. Dafür ist beispielsweise die Etablierung eines partizipativen Führungsstils, in dem sich Mitarbeiter an den Zielsetzungen beteiligten können, vorteilhaft.
Des Weiteren ist eine offene Kommunikation wünschenswert, bei der Führungskräfte und Mitarbeiter untereinander Emotionen und Sichtweisen berücksichtigen und sich empathisch verhalten.
Umsetzung der Employee Experience in 5 Phasen
Man unterteilt die Employee Experience in der Theorie in 5 Phasen. Der Überblick über die 5 Phasen macht deutlich, welche Prozesse bei der Employee Experience berücksichtigt werden müssen. Die Employee Experience erstreckt sich über den gesamten Mitarbeiterzyklus (engl. Employee Life Cycle).
- Bewerbungsprozess von der Stellenanzeige über das Gespräch bis zum Vertagsabschluss
- Onboarding des Mitarbeiters inklusive aller Massnahmen, durch die er mit der Organisation vertraut gemacht wird
- Entwicklung des Mitarbeiters im Arbeitsalltag, unter anderem durch individuelle Zielsetzungen, Arbeitsaufgaben und Interaktion mit anderen Mitarbeitern
- Mitarbeiterbindung, unter anderem durch Schaffung und Erhaltung einer positiven Arbeitsumgebung, Teambuilding-Massnahmen und Fortbildung
- Beendigung des Arbeitsverhältnisses und seine Rahmenbedingungen (u. a. Gründe für die Kündigung, Ablauf der letzten Arbeitstage)
Erfahrungen im Verlauf des Bewerbungsprozesses
In einer erweiterten Definition gehört auch der Bewerbungsprozess zur Employee Experience. Die Berücksichtigung des Bewerbungsprozesses im Employee Experience Management ist aus zwei Gründen empfehlenswert:
- Zum einen wirken die Erfahrungen aus dem Bewerbungsprozess zumindest noch am Anfang des Arbeitsverhältnisses auf die Mitarbeitenden ein und beeinflussen somit die Eindrücke der Mitarbeitenden in den ersten Tagen im Unternehmen.
- Zum anderen ist die attraktive Positionierung als Arbeitgeber für Unternehmen essenziell, um auf dem hart umkämpften Markt überhaupt eine Chance zu haben, die heiss begehrten Fachkräfte zu akquirieren.
Zur Optimierung der Employee Experience während des Bewerbungsprozesses besteht auf Online-Kanälen die Möglichkeit zur Auswertung der Interaktionen, die potenzielle Bewerber mit der Organisation haben. Beispielsweise könnten Bewerber auf Werbung in den sozialen Medien reagieren und dem Link zur Website folgen.
Die Klickrate für die Werbung und der Anteil der Interessenten, die auf der Website ihre Kontaktdaten hinterlassen, liefern Aufschluss über die Attraktivität des Unternehmens für Bewerber.
Abgesehen von der Auswertung von Kennzahlen auf Online-Kanälen besteht zur Analyse und Optimierung des Bewerbungsprozesses die Option, die Bewerber zu befragen. Mögliche Fragen beziehen sich darauf, wie attraktiv die Stellenanzeigen waren und welche Aspekte der Stellenanzeigen den Bewerbern besonders gefallen oder missfallen haben.
Onboarding Experience
Während die Mitarbeitererfahrungen im Verlauf des Bewerbungsprozesses in einigen Definitionen nicht zur Employee Experience gehören, sind die Erfahrungen der Mitarbeiter im Onboarding-Prozess definitiv ein Bestandteil der Employee Experience. Im Onboarding ist es wichtig, den Mitarbeitenden einen guten Einstieg in das Arbeitsumfeld und die beruflichen Aktivitäten zu ermöglichen.
Vorteilhaft ist am Onboarding nicht nur, wenn die Mitarbeitenden in die Systeme und Tools eines Unternehmens eingewiesen werden, sondern auch, wenn sie mit dem Team vertraut gemacht werden. Des Weiteren hinterlässt es einen guten Eindruck, wenn die Mitarbeiter in den ersten Wochen der Anstellung einen Ansprechpartner haben.
Ein Paradebeispiel dafür, wie ansprechend das Onboarding in einem Unternehmen gestaltet werden kann, liefert Google. Dort werden neue Mitarbeiter umfassend und im Rahmen eines festen Programms ins Unternehmen eingewiesen.
Vorträge über die Unternehmensphilosophie, Massnahmen zur Einweisung in die Arbeitsumgebung, jederzeit ein Ansprechpartner, ausserdem ein einfaches Probeprojekt, um mit einem Erfolgserlebnis ins neue Arbeitsleben einzusteigen: Das alles bietet Google seinen neuen Mitarbeitenden in den ersten Wochen der Anstellung.
Entwicklung von Mitarbeitenden
Im Verlauf des Beschäftigungsverhältnisses (dabei spricht man auch von der Employee Journey) entwickeln sich Mitarbeitende weiter. Wichtig ist es im Employee Experience Management, Mitarbeitenden diesen Raum zur Weiterentwicklung überhaupt erst zu geben. Wie eingangs erläutert, hat die neue Generation der Mitarbeitenden den Anspruch, sich selbst weiterzuentwickeln.
Gute Arbeitgeber berücksichtigen im Verlauf der Employee Journey die individuellen Ziele der Mitarbeitenden und gehen darauf ein. Dafür ist es unerlässlich, sich Zeit für die Mitarbeitenden zu nehmen. Wenn die Führungskräfte keine Zeit dafür haben, so sollten sie doch zumindest andere Verantwortliche ernennen, die über ausreichend Kompetenzen zur Führung von Gesprächen und zur Betreuung von Mitarbeitern haben.
Optimal ist es für die Entwicklung der Mitarbeitenden, wenn man ihnen bei der Arbeit Aufgaben zuteilt, die die Erreichung ihrer individuelle Ziele fördern. So werden der Unternehmenserfolg und der persönliche Erfolg der Mitarbeitenden zugleich vorangetrieben.
In partizipativen Führungsstilen haben Mitarbeiter sogar die Möglichkeit, an der Zielformulierung in Unternehmen mitzuwirken. Die individuelle Entwicklung von Mitarbeitenden sowie ihre Mitwirkung an den Unternehmenszielen wirkt sich darüber hinaus positiv auf das Employee Engagement (deutsch: Mitarbeitermotivation) aus.
Bindung der Mitarbeitenden
Mitarbeitende zu ersetzen, kann Unternehmen hohe fünfstellige Beträge kosten. Aus diesem Grund ist die Bindung der Mitarbeitenden – vor allem von denen, die über seltene Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt verfügen – für Unternehmen eine wichtiger Komponente des Employee Experience Managements.
Die Mitarbeiterbindung steigt zum einen durch die individuelle Weiterentwicklung: Wenn sich Mitarbeitende persönlich weiterentwickeln, haben sie eine grössere Motivation zum Verbleib im Unternehmen. Zum anderen sind eine gute Arbeitsatmosphäre und ein harmonisches Team förderlich für die Mitarbeiterbindung.
Fortbildungen, Events, Freizeitaktivitäten für Mitarbeiter und Teambuilding-Programme sind unter diesem Blickpunkt vorteilhafte Employee-Experience-Massnahmen.
Grosskonzerne stellen ihren Mitarbeitenden sogenannte Fringe Benefits zur Verfügung, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Bei Fringe Benefits handelt es sich um Vorteile, die über die Arbeitsumgebung hinausgehen. Dazu gehören beispielsweise Angebote wie Firmen-Fitness.
Beendigung des Arbeitsverhältnisses
Wie die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses verläuft, variiert mit den Hintergründen. Wenn ein Mitarbeiter unzufrieden mit der Organisation ist und deswegen austritt, ist es wichtig, die Gründe für die Unzufriedenheit zu erfragen.
Sofern die Kritik objektiv und konstruktiv ausfällt, können aus den negativen Mitarbeitererfahrungen hilfreiche Rückschlüsse gezogen werden, um die Employee Experience der aktuellen und künftigen Mitarbeiter zu verbessern.
Unabhängig davon, welche Meinung ein Mitarbeiter zum Ende des Beschäftigungsverhältnisses vom Unternehmen hat, sollte immer Anstand gewahrt werden. Das Unternehmen sollte sich um eine saubere Trennung von Mitarbeitenden bemühen.
Falls sich negative Berichte von Mitarbeitenden über die Trennung vom Unternehmen häufen, könnte sich dies toxisch auf das aktuelle Team und auf künftige Bewerber auswirken.
Tipps zur Optimierung: Employee Experience Management strategisch aufziehen
Zu Beginn des Employee Experience Managements sollten Unternehmen ihre Organisation bewerten:
- Wie zufrieden sind die aktuellen Mitarbeiter?
- Welche Art von Führungsstil besteht derzeit, und haben die Mitarbeitenden im Rahmen dieses Führungsstils ausreichend Möglichkeiten zur Teilhabe?
- Was sind die Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu anderen Unternehmen?
- Fühlen sich die Mitarbeiter am Arbeitsplatz derzeit wohl? Falls nein: Welche Veränderungen wünschen sie sich?
Fragen wie diese sollen Potenzial zur Optimierung der Mitarbeiterzufriedenheit aufdecken. Darüber hinaus ist es bei der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten vorteilhaft, sich im Führungsteam zusammenzusetzen und mithilfe agiler Methoden zu forschen.
Design Thinking, Employee Journey Mapping und Employee Personas sind Beispiele für Methoden, mit denen Unternehmen die Employee Experience optimieren können.
Essenziell ist im Rahmen des Employee Experience Managements eine strategische Vorgehensweise. Unternehmen entwickeln im Optimalfall eine Strategie, mit der die Mitarbeitererfahrungen regelmässig analysiert und optimiert werden.
Teil dieser Strategie können etwa jährliche anonyme Mitarbeiterbefragungen sein. Zudem sollte die Unternehmenskultur so angepasst werden, dass Mitarbeitende jederzeit einen Ansprechpartner haben, den sie aufsuchen können, wenn sie unzufrieden sind, um über die Hintergründe und Befindlichkeiten zu sprechen.
In einem kontinuierlichen Employee Experience Management ist darauf zu achten, dass Unternehmen Veränderungen gegenüber aufgeschlossen sind. Beispiele für Veränderungen sind mehr Zeiten im Homeoffice, gleitende Arbeitszeiten sowie die Methoden und Modelle der New Work.
Ein Teil der Strategie sollte zudem sein, über Social Media, Nachrichten in Fachmagazinen und in weiteren Quellen zu recherchieren, um dort innovative Methoden für das eigene Employee Experience Management aufzufangen.
Fazit: Employee Experience als Erfolgsfaktor in der HR-Welt
In der HR-Welt (unter diesem Begriff ist der Bereich der Human Resources [HR] zu verstehen) ist die Employee Experience für Unternehmen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Durch ein kontinuierliches Management der Mitarbeitererfahrung gelingt nicht nur die Bindung der Beschäftigten.
Auch schaffen es Unternehmen besser, begehrte Fachkräfte für sich zu gewinnen. Kernfaktoren für eine positive Employee Experience sind vor allem eine offene und mitarbeiterzentrierte Unternehmenskultur, ein technologisch modernes und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld sowie ein harmonisches Team.